Therapiemöglichkeiten

Welche Therapien gibt es bei Diabetes?

Der Typ-1-Diabetes ist eine schwere Stoffwechselstörung. Jeder Typ-1-Diabetiker benötigt deshalb eine Diabetesschulung, damit er lernt, wo, wie, wann und wieviel Insulin er spritzen soll. Vor allem wird er auch genau lernen müssen was Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett für den Körper bedeuten und wieviel davon in verschiedenen Nahrungsmitteln vorhanden sind.

Unter intensivierter Insulintherapie versteht man eine Insulintherapie des Diabetes mellitus, welche die Insulinsekretion des gesunden Menschen nachahmt. Dabei wird die Insulingabe in zwei Komponenten aufgeteilt:

  • unabhängig von den Mahlzeiten verabreichtes Insulin als Basalrate
  • zusätzlich mahlzeitenabhängig verabreichtes Insulin zur Deckung des prandialen Mehrbedarfs

Es gibt 2 Formen der intensivierten Insulintherapie:

  • Intensivierte konventionelle Insulintherapie
  • Insulinpumpentherapie

Intensivierte konventionelle Insulintherapie

Als Basis für die ICT dient die mehrmals tägliche Selbstmessung des Blutzuckers, um den Insulinbedarf flexibel an die Stoffwechselsituation anpassen zu können. Sie erfolgt in der Regel morgens nüchtern, vor den Hauptmahlzeiten und spätabends. Die Insulingabe erfolgt in zwei Komponenten:

  • Basaldosis

Die basale Insulinsekretion wird durch Injektionen eines Verzögerungsinsulins morgens und abends nachgeahmt. Die Basaldosis beträgt etwa die Hälfte der über den Tag zugeführten Gesamtdosis. Zum Morgen werden meistens zwei Drittel, zur Nacht das verbleibende Drittel der Basaldosis verabreicht.

  • Mahlzeitenabhängige Einzeldosen

Vor der Mahlzeit wird der Blutzucker vom Patienten mit einem Blutzuckermessgerät gemessen. Zusätzlich muss der Kohlenhydratanteil der Mahlzeit in Form von Broteinheiten (BE) eingeschätzt werden. Vor den Mahlzeiten injiziert sich der Patient dann je nach Broteinheitenmenge ein kurz wirksames Insulin (z.B. Normalinsulin), der Spritz-Ess-Abstand sollte bei etwa 15 Minuten liegen.

Die Insulindosierung liegt bei 1-3 IE Insulin pro Broteinheit. Dabei ist zu beachten, dass die Insulinempfindlichkeit morgens (1,5-3 IE Insulin/BE) niedriger ist als mittags (1 IE/BE) und abends (1-1,5 IE/BE).

Die Insulingabe bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie ist bedarfsorientiert und entspricht dadurch besser dem physiologischen Sekretionsmuster der Bauchspeicheldrüse. Sie eignet sich besser zur Prävention von Komplikationen eines Diabetes mellitus als die konventionelle Insulintherapie. Dies wurde bisher in mehreren kontrollierten klinischen Studien belegt. Die ICT ermöglicht eine variablere Lebensführung als die konventionelle Therapie, da hier besser Anpassungen an die aktuelle Lebenssituation (Bewegung, Ruhen, Arbeit, Sport usw.) vorgenommen werden können.

Insulinpumpentherapie

Die Insulinpumpentherapie ist eine Form der intensivierten Insulintherapie für Diabetiker, bei der die Injektion des Insulins automatisiert durch eine Insulinpumpe durchgeführt wird. Die Insulinpumpe wird am Körper getragen und ist über ein Infusionssystem mit dem Gewebe verbunden. Die Insulin-Pumpentherapie kommt überwiegend für Typ-1-Diabetiker in Frage und kann als die fortschrittlichste Therapieform angesehen werden. Das Dosierungsschema ist ähnlich, wie bei der intensivierten konventionellen Insulintherapie. Die Insulinpumpe übernimmt selbstständig die Verabreichung der vorprogrammierten bedarfsgerechten basalen Insulindosis.

Der Patient muss vor den Mahlzeiten mit einem separaten Blutzuckermessgerät den Blutzucker bestimmen und den Energiegehalt der anstehenden Mahlzeit einschätzen. Abhängig davon kann die bedarfsgerechte Applikation an der Insulinpumpe eingestellt werden. Vor starken körperlichen Leistungen kann die Insulinabgabe durch die Pumpe bedarfsgerecht schrittweise verringert werden. Mit der Pumpe kann der Patient aber auch am Sport teilnehmen oder nach Verschluss des Katheders auch am Schwimmen teilnehmen.

Die Insulinpumpentherapie bringt mehr Flexibilität im Alltag und ein großes Stück mehr Lebensqualität. Die Menge und der Zeitpunkt der Mahlzeiten sowie die Basalraten können individuell an die jeweiligen Bedürfnisse des Kindes oder Jugendlichen angepasst werden.

Neben den bisherigen Pumpenmodellen die über ein Schlauchsystem mit dem Infusionskatheter verbunden sind, gibt es seit kurzem die sogenannte „Patch-Pumpe„. Bei dieser befindet sich das Insulinreservoir direkt am Infusionskatheter, beides zusammen wird wie „Flicken“ (Englisch Patch) auf die Haut geklebt. Über ein Steuerungsgerät wird der Katheter gelegt und Insulin abgegeben. Diese Patch-Pumpen versprechen noch mehr Freiheit bei der Anwendung, vor allem beim Sport, sind aber noch nicht so weit entwickelt wie die anderen Pumpenmodelle.

Für alle Therapien gilt aber:
Regelmäßige Blutzuckermessungen und Protokollierung der Werte
Eine Insulintherapie ohne Stoffwechselschwankungen ist nicht führbar. Der Blutzucker kann – je nach Einflussfaktor und Intensität – schon innerhalb von einer Stunde gravierenden Veränderungen unterliegen.
Für den Typ-1-Diabetiker unerlässlich ist das Messen des eigenen Blutzuckers während der Insulinbehandlung.